Figurfalle: Lebensmittel nicht hungrig einkaufen

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 18. Juli 2013

Leerer Magen verführt zu kalorienhaltigen Einkäufen

Wissenschaftler der amerikanischen Cornell-Universität warnen: Wer auf seine Figur achten möchten, sollte nicht hungrig einkaufen gehen. Denn bei leerem Magen landen schnell ungesunde Kalorienbomben im Einkaufswagen.

In einer Reihe von Studien untersuchten die Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Sättigungsgrad und dem Einkaufsverhalten von Männern und Frauen. Das erste Experiment fand unter Laborbedingungen statt: Nach einer fünfstündigen Nahrungskarenz erhielten 34 Probanden Weizencracker bis zur Sättigung, die anderen Probanden musste weiterhin fasten. Anschließend kauften alle Teilnehmer in einem virtuellen Onlineshop Lebensmittel ein. Im Angebot waren kalorienreiche und kalorienarme Nahrungsmittel. Zu jedem kalorienreichen Lebensmittel war eine gesündere Alternative verfügbar. Um eine Beeinflussung durch Preise auszuschließen, wurden diese nicht genannt.

Mann beim Einkaufen
© USDAgov

Bei der Auswertung dieses Experiments zeigte sich, dass die Teilnehmer beider Gruppen ungefähr gleich viele Lebensmittel ausgewählt hatten. Allerdings gab es deutliche Unterschiede bei der Art der Lebensmittel, die virtuell eingekauft wurden: Die gut gesättigten Einkäufer entschieden sich überwiegend für Obst und Gemüse sowie Hühnchenfleisch. Dagegen enthielten die Warenkörbe der hungrigen Probanden deutlich mehr Süßigkeiten, salzige Snacks und rotes Fleisch.

Gelten diese Ergebnisse auch für die reale Welt? Um diese Frage zu klären, wechselten die Wissenschaftler für ihr nächstes Experiment vom Labor in ein reales Lebensmittelgeschäft und untersuchten die Einkaufskörbe von „echten“ Kunden. Aus einer früheren Studie ist bekannt, dass Kunden, die zwischen 13 und 16 Uhr Lebensmittel einkaufen, meist relativ gut gesättigt sind, während der Hunger zwischen 16 und 19 Uhr zunimmt. Von dieser Beobachtung ausgehend verglichen die Wissenschaftler die Lebensmitteleinkäufe von Menschen, die am frühen oder späten Nachmittag einkauften.

82 Lebensmitteleinkäufe wurden auf diese Weise analysiert. Das Ergebnis bestätigte die Beobachtungen des Laborversuchs: Die Kunden, die am frühen Nachmittag Lebensmittel einkauften und damit als satt eingestuft wurden, kauften weniger kalorienreiche Produkte als diejenigen, die am Spätnachmittag ihre Einkäufe erledigten: Am frühen Nachmittag betrug das Verhältnis zwischen niedrig- und hochkalorischen Lebensmitteln 4:1, d.h. jedes fünfte eingekaufte Lebensmittel war hochkalorisch. Später am Nachmittag stieg das Verhältnis auf 2,5:1.

Die Wissenschaftler vermuten, dass die Beeinflussbarkeit der Lebensmittelauswahl evolutionär erklärbar ist. In früheren Zeiten war es überlebensnotwendig, nach einer längeren Fastenperiode kalorienreiche Nahrungsmittel aufzunehmen. Dementsprechend steigt in Hungerphasen die Aktivität des Belohnungszentrums im Gehirn. Dies gilt insbesondere dann, wenn kalorienreiche Lebensmittel ins Blickfeld geraten. Ähnliche Ergebnisse wurden bereits letztes Jahr veröffentlicht, allerdings war die Fastenzeit der Probanden mit 18 Stunden damals mehr als dreimal so lange wie in der hier beschriebenen Studie.

Um den Verlockungen im Supermarkt und dessen Folgen zu entgehen, wird daher empfohlen, vor dem Supermarktbesuch ggf. eine Kleinigkeit zu essen und im Vorfeld einen Einkaufszettel zu erstellen.

Quelle:

Ähnliche Themen

verfasst von am 18. Juli 2013 um 05:54

Was ist das?

DEBInet-Ernährungsblog - über uns

Unsere Autoren schreiben für Sie über Aktuelles und Wissenswertes aus Ernährungswissenschaft und Ernährungsmedizin. Die redaktionell aufbereiteten Texte richten sich nicht nur an Experten, sondern an alle, die sich für das Thema "Ernährung" interessieren.

Sie können sich die Beiträge per Newsletter zuschicken lassen oder diese über RSS-Feed oder Twitter abonnieren.

Für die Schriftenreihe der Gesellschaft für Rehabilitation bei Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (GRVS) wurden 222 unserer Blog-Artikel ausgewählt. Das dabei entstandene Ernährungs-Lesebuch ist 2017 im Pabst Science Publishers Verlag erschienen und steht Ihnen hier kostenlos zum Download zur Verfügung

Der "DEBInet-Ernährungsblog"
ist ein Projekt der


© 2010-2024 Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

3 Kommentare zu “Figurfalle: Lebensmittel nicht hungrig einkaufen”

  1. Arne sagt:

    Super interessanten Text und wer kennt das nicht…
    Wieder hungrig einkaufen gewesen und viel zu viel eingekauft.
    gruß arne

  2. Stefan sagt:

    Wer kennt es nicht? Mit knurrendem Magen in den Supermarkt und am Ende hat man eigentlich nur Mist gekauft. Zwei Sachen davon verputzt und einem wird irgendwie immer schlechter…

    Ich kaufe mittlerweile nur noch Gesund ein und das auch mit knurrendem Magen. Das liegt aber eher an meiner Ernährungsumstellung vor 6 Monaten.

    Vorher war es bei mir aber ähnlich wie im Artikel beschrieben…mehr Süßigkeiten oder Chips als wirklich sinnvolle Dinge!

    Vielen Dank für diesen schönen Artikel.

    Gruß
    Stefan

  3. Super Artikel! Rede mir immer bei den Beratungen den Mund fuselig darüber und auch darüber, was man als Transportmittel mitnimmt. Empfehlenswert ist es, nicht immer den Einkaufswagen zu nehmen, sondern nur den Korb. Da muss man alles was man einkauft mit eigener Muskelkraft tragen, was einerseits wieder Kalorien verbrennt und andererseits man nicht in Versuchung kommt, Dinge einzupacken, die gar nicht auf dem Zettel stehen.rnVielen Dank für diesen Artikel!

Kommentar abgeben

Du mußt Dich registrieren, um kommentieren zu können: einloggen