Typ-2-Diabetes vorbeugen: Ernährungstipps

Autor/in: , Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Donnerstag, 10. Oktober 2019

In einer Übersichtsarbeit haben Wissenschaftler Studien zur Vorbeugung von Typ-2-Diabetes durch Ernährungsfaktoren systematisch analysiert und bewertet. Wer reichlich Kohlenhydrate zu sich nimmt, mäßig Alkohol trinkt und wenig rotes und verarbeitetes Fleisch ist hat demnach ein geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes.

Welchen Einfluss hat die Ernährung auf das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken? Mit dieser Frage haben sich bereits zahlreiche Wissenschaftler beschäftigt und mindestens ebenso zahlreich dürften auch die Fachartikel zu diesem Thema sein. Um einen Überblick über die Studienergebnisse zu erhalten, bieten sich normalerweise sogenannte Übersichtsarbeiten an, in denen Studienergebnisse zusammengefasst werden (Review) und gegebenenfalls ein gemeinsamer Effekt berechnet wird (Metaanalyse). Im Falle der Typ-2-Diabetes-Prävention hilft diese Strategie allerdings auch nur bedingt weiter, da bereits die Anzahl verfügbarer Metaanalysen sehr groß ist.

Diesem Problem nahmen sich Dr. Sabrina Schlesinger und ihr Team von der Nachwuchsforschergruppe Systematische Reviews am Deutschen Diabetes-Zentrum an. Ihr Plan: Alle Metaanalysen zu diesem Thema zusammentragen und daraus übergeordnete, gemeinsame Schätzwerte berechnen. Zugleich wollten sie die Aussagekraft aller Studienergebnisse bewerten, damit die Schätzwerte besser interpretiert werden können.

In akribischer Kleinarbeit trugen Schlesinger und ihre Kollegen 11.413 infrage kommende Publikationen zusammen, aus denen sie 53 Metaanalysen für ihre Auswertung auswählten. Thematisiert wurden darin mögliche präventive Wirkungen verschiedener Ernährungsweisen (z.B. mediterrane Ernährung, Ernährung mit reduziertem Kohlenhydratanteil), bestimmte Lebensmittel (z.B. Vollkornprodukte, Obst, Gemüse), Getränke (z.B. Kaffee, Vermeidung zuckerhaltiger Getränke), einzelne Nährstoffe (z.B. Kohlenhydrate, Fette), Mineralstoffe (z.B. Magnesium, Eisen) und Vitamine (z.B. Vitamin D, Vitamin C). Da in einer Metaanalyse häufig mehrere Ergebnisse berichtet werden, galt es, insgesamt 153 bereits zusammengefasste Effektschätzer weiter zu aggregieren.

Eine hohe Aussagekraft fanden die Wissenschaftler für einen reichlichen Verzehr von Vollkornprodukten. 30 Gramm Vollkornprodukte pro Tag zusätzlich waren mit einem 13-prozentigen Rückgang des Typ-2-Diabetes-Risikos assoziiert. Ähnliches galt für Getreidefasern (Ballaststoffe), wobei das Risiko für Typ-2-Diabetes um 25 Prozent pro zusätzlichen 10 Gramm Getreidefasern abnahm. Eine hohe Aussagekraft wurde auch dem Zusammenhang mit einem moderaten Alkoholkonsum (12-24 Gramm täglich) beigemessen. Verglichen zur Alkoholabstinenz war ein moderater Alkoholkonsum mit einem 25 Prozent geringeren Erkrankungsrisiko assoziiert.

Andere Ernährungsfaktoren scheinen dagegen mit einem erhöhten Diabetes-Risiko einherzugehen. Hier attestierten die Wissenschaftler dem schädlichen Einfluss von rotem und verarbeiteten Fleisch, Bacon (Speck) und zuckerhaltigen Getränken eine hohe Evidenz. Ein zusätzlicher täglicher Verzehr von 100 Gramm rotem Fleisch war mit einem um 17 Prozent erhöhten Diabetes-Risiko assoziiert, pro 50 Gramm verarbeitetem Fleisch (Wurstwaren) stieg das Risiko um 37 Prozent, während zwei zusätzliche Scheiben Bacon das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, sogar mehr als verdoppelten (+107 Prozent). Der Genuss zuckerhaltiger Getränke wie Limonade oder Cola ging mit einem um 26 Prozent erhöhten Typ-2-Diabetes-Risiko (pro zusätzlichem Glas am Tag) einher.

„Diese systematische Übersichtsarbeit zeigt, dass der Zusammenhang zwischen Ernährung und Typ-2-Diabetes bereits in zahlreichen Studien untersucht wurde und die Ernährung eine Rolle bei der Prävention des Typ-2-Diabetes spielt. Dennoch besteht für viele dieser Zusammenhänge Unsicherheit in der Aussagekraft“, erläutert Dr. Schlesinger. Diese Unsicherheit ist unter anderem auf methodische Aspekte der ursprünglichen Beobachtungsstudien zurückzuführen. „Weitere gut konzipierte und valide durchgeführte Studien, die den Zusammenhang zwischen den Ernährungsfaktoren und Typ-2-Diabetes untersuchen, sind nötig“, folgert Dr. Schlesinger.

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verfasst von am 10. Oktober 2019 um 06:40

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Ein Kommentar zu “Typ-2-Diabetes vorbeugen: Ernährungstipps”

  1. Daniela sagt:

    Ich finde die Prozentzahlen sehr verwirrend. So wurde doch mal behaupet, dass Personen, welche mehr als 50 Gramm Wurst am Tag essen, bestimmte Jahre früher sterben. Nach der Rechnung müsste ich bereits seit 25 Jahren Tod sein…aber ich bin es nicht. Und so ist es auch schwer nachvollziehbar mit dem Vollkornbrot. Es ist sicherlich Gesund…aber mehr halt nicht.

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