Kinderernährung / Stillen - Ernährung der stillenden Mutter

Wie in der Schwangerschaft ist auch beim Stillen (Laktation) der Organismus der Mutter darauf bedacht, dem Säugling alle notwendigen Nährstoffe zur Verfügung zu stellen. Während der Laktation kann es zu Nährstoffverarmungen der Mutter kommen, da bei einem Defizit die körpereigenen Speicher der Stillenden angegriffen werden. Um dies zu verhindern, muss die Nährstoffzufuhr dem erhöhten Bedarf der Mutter angepasst werden.

Energiebedarf

Der Mehrbedarf an Energie beträgt während des Stillens im Durchschnitt ca. 500 kcal pro Tag. Viele Frauen nutzen die Zeit der Laktation zur Gewichtsreduktion. Ein solches Vorgehen ist für das Neugeborene allerdings ungünstig, da bei einer Gewichtsabnahme die im Fettgewebe gespeicherten Rückstände frei werden und in die Muttermilch übertreten. Hinzu kommt, dass ein Untergewicht (aber auch ein Übergewicht) der stillenden Mutter die Milchproduktion verringert und den Energiegehalt der Milch vermindert.

Eiweiß

Um 1 g Muttermilcheiweiß zu produzieren, benötigt die Stillende 2 g Nahrungseiweiß. Aus diesem Grund ist auf eine ausreichende Proteinzufuhr zu achten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Stillenden eine tägliche Eiweißzufuhr von 1,2 g Eiweiß pro kg Körpergewicht und einem BMI zwischen 18,5 und 24,9 kg/m² (Normalgewicht). Durch die Kombination von pflanzlichen und tierischen Proteinen erreicht man eine hohe biologische Wertigkeit, d. h. über eine ausgewogene Mischkost kann eine bedarfsgerechte Eiweißversorgung gewährleistet werden.

Fett

Der Anteil des Nahrungsfetts hat keinen Einfluss auf den Fettgehalt der Muttermilch. Deshalb sind Fettzulagen nicht erforderlich. Hier entspricht der Bedarf dem einer Nichtstillenden, d. h. der Fettanteil sollte 30 % der Gesamtenergiezufuhr nicht übersteigen. Empfehlenswert ist ein hoher Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, da die Fettsäurezusammensetzung der Nahrung die der Muttermilch beeinflussen kann. Besonders wertvoll sind die beiden Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), da sie die geistige Entwicklung des Kindes positiv beeinflussen können. Diese Fettsäuren sind hauptsächlich in Seefischen enthalten. Deshalb sollte die werdende Mutter ein bis zwei Fischmahlzeiten in ihren Speiseplan aufnehmen.

Calcium

Der Bedarf an Calcium während des Stillens liegt nach den D-A-CH Referenzwerten bei etwa 1000 mg am Tag (< 19 Jahre = 1200 mg / Tag). Um diese Menge zu erreichen, ist der Verzehr von Milch und Milchprodukten unumgänglich. Bei einer veganen Ernährung (keine tierischen Produkte) ist die entsprechende Calciummenge durch Tabletten zu ersetzen. Liegt eine Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) vor, kann die Betroffene auch auf fermentierte Milchprodukte zurückgreifen, die in der Regel gut vertragen werden.

Jod

Die Jodversorgung der Mutter bestimmt die Jodkonzentration in der Muttermilch und somit die Versorgung des Neugeborenen. Eine ausreichende Jodversorgung von Neugeborenen ist sehr wichtig, da ein Mangel zu Entwicklungsstörungen führen kann. Die in der Schwangerschaft empfohlene zusätzliche Aufnahme von 200 µg Jodid sollte auch während des Stillens beibehalten werden, da der tägliche Bedarf von 260 µg sonst kaum erreicht wird. Die nötige Supplementierung sollte unbedingt mit dem Arzt abgesprochen werden.

Vitamine

Eine abwechslungsreiche Kost mit einem hohen Anteil an frischem Obst und Gemüse reicht aus, um den Vitaminbedarf zu decken. Multivitaminpräparate sind in der Regel nicht notwendig. In der folgenden Tabelle sehen Sie eine Übersicht über die Vitamine sowie Nahrungsmittel, die besonders reich an diesen Nährstoffen sind.

Vitamin gute Vitaminquellen
Vitamin A
(Vorläufer: β-Carotin)
Vitamin A in: Leber, Lebertran
β-Carotin in: Karotten, gelb-orangene Gemüsesorten
Vitamin D Margarine, Pilze, Fisch (Aal, Hering, Heilbutt, Lachs)
Vitamin E grünes Blattgemüse, pflanzliche Öle (Sonnenblumenöl, Maiskeimöl, Walnussöl)
Vitamin K grünes Blattgemüse, Eigelb, Huhn, Butter
Vitamin B1 Weizenkeime, Hülsenfrüchte, Schweinefleisch
Vitamin B2 Milch, Eier, Fisch (Heilbutt, Hering), Pilze
Vitamin B6 Bananen, Bohnen, Linsen, Sojabohnen, Leber, Hafer
Vitamin B12 Leber, Nieren, Eier, Käse, Fisch (v. a. Hering, Rotbarsch)
Vitamin C nahezu alle Obst- und Gemüsesorten; besonders: Zitrusfrüchte, Kiwi, Paprika, Sanddorn
Niacin Fleisch, Fisch, Nüsse, Hülsenfrüchte
Pantothensäure Hefe, Hülsenfrüchte, Erdnüsse, Eigelb, Leber, Wassermelone
Folsäure Hefe, Rinderleber, Rosenkohl, Grünkohl, Weizenkeime, Eigelb, Sojabohnen
Biotin Leber, Eigelb, Erdnuss, Sojabohnen, Naturreis, Weizenkleie

Nährstoffbedarf

Stillende haben bei verschiedenen Nährstoffen laut Empfehlungen der Fachgesellschaften einen erhöhten Bedarf.

Nährstoff normaler Tagesbedarf ab dem 19. Lebensjahr Tagesbedarf während des Stillens
Protein 0,8 g pro kg KG ¹ 1,2 g pro kg KG ¹
Wasser 35 ml pro kg KG ¹ 45 ml pro kg KG ¹
Vitamin A
(Retinol-Äquivalent)
0,8 mg 1,5 mg
Vitamin D 20 µg 20 µg
Vitamin E
(Tocopherol-Äquivalent)
12 mg 17 mg
Vitamin B1 1,0 mg 1,3 mg
Vitamin B2 1,1 mg 1,4 mg
Vitamin B6 1,4 mg 1,6 mg
Vitamin B12 ² 4,0 µg 5,5 µg
Vitamin C 95 mg 125 mg
Niacin 12 - 13 mg 16 mg
Folsäure
(Gesamtfolat-Äquivalent)
300 µg 450 µg
Calcium 1000 mg 1000 mg
(1200 mg bei Frauen < 19 J.)
Magnesium 300 - 310 mg 390 mg
Eisen 15 mg 20 mg
Zink ³ 7 -10 mg 11 - 14 mg
Jod 200 µg 260 µg

¹ KG = Körpergewicht
² Schätzwert für eine angemessene Vitamin D-Zufuhr bei fehlender endogener Synthese
³ Die empfohlene Zufuhr für Zink ist abhängig von der Phytataufnahme über die Ernährung.

Quelle: D-A-CH Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, 2. Auflage, 3. aktualisierte Ausgabe 2017