Kinderernährung / Stillen - Stillen des Säuglings

Milchproduktion

Einfluss der Hormone

Die Voraussetzungen für die Milchproduktion werden bereits während der Schwangerschaft geschaffen. Die Drüsenläppchen des Brustgewebes vergrößern sich unter dem Einfluss der Hormone Progesteron ("Gelbkörperhormon") und Prolaktin ("Milchbildungshormon"). Insbesondere das Milchbildungshormon spielt für das Stillen eine wichtige Rolle. Vom Moment der Geburt an wird die Milchproduktion ganz entscheidend durch das Saugen des Kindes geregelt. Je größer der Saugreiz an der Brust, desto mehr Prolaktin wird gebildet und desto größer ist die Milchproduktion.

Für den Vorgang des Stillens ist dann noch ein weiteres Hormon erforderlich, nämlich das Oxytocin. Dieses führt dazu, dass die Milch von den Brustdrüsen-Läppchen in die Ausführungsgänge gepresst wird. Aus ihnen wird sie beim Saugen aufgenommen.

Es gibt jedoch auch Einflüsse, die den Stillvorgang negativ beeinflussen: Verärgerung, Unsicherheit, mangelndes Selbstvertrauen, aber auch Stress hemmen die Oxytocinwirkung auf die Brustdrüse.

Milchmenge

Häufig dauert es ein bis fünf Tage, bis die Milchproduktion in Schwung kommt. Zunächst werden nur geringe Mengen produziert (10 ml / Mahlzeit). Am zweiten bis fünften Tag erfolgt dann der Milcheinschuss und die Produktion steigt auf etwa 40 ml / Mahlzeit an. Am Ende der Stillzeit ergibt sich eine durchschnittliche Milchmenge von 750 ml pro Tag. Die Milchmenge lässt sich durch folgende Formel errechnen:

Milchmenge in ml = (Lebenstage - 1) x Anzahl der Mahlzeiten x 10

Die Zusammensetzung der Frauenmilch ändert sich im Laufe der Zeit und ist so an die jeweiligen Bedürfnisse des Säuglings angepasst.

Kolostrum

Unter "Kolostrum" versteht man die eiweißreiche Milch, die in den ersten Tagen produziert wird. Sie ist außerdem reich an sogenannten Immunglobulinen. Das sind körpereigene Proteine, die die Kinder widerstandsfähiger gegenüber Infektionskrankheiten machen.

Transitorische Milch (Übergangsmilch)

Die Übergangsmilch wird zwischen dem sechsten und zehnten Tag nach der Geburt gebildet. Sie enthält weniger Eiweiß, dafür mehr Kohlenhydrate und Fett.

Reife Milch

Die reife Milch ist besonders reich an essentiellen Fettsäuren (Linolsäure). Sie enthält weniger Eiweiß, jedoch mehr Fett im Vergleich zur Kuhmilch.

Rückstände

Gegner des Stillens argumentieren häufig, dass der Schadstoffgehalt der Muttermilch negative Konsequenzen für das Heranwachsende habe. Im Folgenden wird darauf eingegangen, um welche Schadstoffe es sich handelt und inwiefern daraus eine Gefahr für den Säugling resultiert.

Die wichtigsten Vertreter

Zu den Schadstoffen, die in der Muttermilch enthalten sein können, zählen vor allem chlorierte Kohlenwasserstoffe wie

  • DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan),
  • HCH (Hexachlorcyclohexan),
  • HCB (Hexachlorbenzol) und
  • PCB (polychlorierte Biphenyle).

Anreicherung im Fettgewebe

Gut fettlösliche Substanzen, wie chlorierte Kohlenwasserstoffe, reichern sich meist im Fettgewebe zu einem gewissen Anteil an. Stillende scheiden einen kleinen Teil dieser Substanzen über die Muttermilch aus, bei verstärktem Fettabbau auch größere Mengen. Aus diesem Grund wird stillenden Müttern empfohlen, möglichst wenig Gewicht in der Stillzeit abzunehmen, damit die im Fettgewebe gespeicherten Schadstoffe nicht in größeren Mengen in die Muttermilch übertreten können.

Schadstoffgehalt gesunken

Trotz der Schadstoffe in der Muttermilch wird angenommen, dass die Vorteile des Stillens, insbesondere im ersten Lebenshalbjahr, ein mögliches Risiko durch derartige Rückstände aufwiegen. Dafür spricht auch, dass die Schadstoffkonzentration seit Mitte der 80er Jahre stetig gesunken ist.

Sollte eine Frau im Laufe ihres Lebens besonderen Belastungen ausgesetzt gewesen sein - etwa durch häufige Arbeit mit Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln auf einem Bauernhof - kann über das zuständige Gesundheitsamt eine Milchprobe auf Schadstoffe analysiert werden. Je nach Höhe der gemessenen Rückstände ist es dann sinnvoll, die Stillzeit zu begrenzen. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie bei Ihrem Gesundheitsamt.

Diese Lebensmittel sollten Sie meiden

  • Leber, Niere, Wild, v. a. von älteren Tieren (Anhäufung von Schadstoffen!)
  • ungereinigte, pflanzliche Lebensmittel
  • langlebige Raubfische wie Thunfische, Haie (Anhäufung von Rückständen in der Nahrungskette)
  • übermäßig geräucherte und gegrillte Produkte
  • Rohmilch und -produkte

Allergien

In den ersten Lebensmonaten ist die Darmschleimhaut für Eiweiß durchlässiger als im Erwachsenenalter. Da beim Stillen nur arteigenes Protein resorbiert wird, kann es bei der Ernährung mit Muttermilch nicht zu Allergien kommen.

In der Kuhmilch ist ein besonders potentes Allergen (Beta-Lactoglobulin) enthalten, durch das eine Kuhmilcheiweißallergie ausgelöst werden kann. Allergiegefährdete Säuglinge sollten daher möglichst lange, mindestens ein halbes Jahr lang gestillt werden.